Jeder zehnte getötete Radfahrer war auf einem Pedelec unterwegs. Besonders prekär: Acht von zehn Unfalltoten sind älter als 65 Jahre. Damit ist klar, dass besonders Senioren im Radverkehr gefährdet sind. Doch wo lauert die Gefahr?
Besonders Senioren in Unfälle verwickelt
Im letzten Jahr sind 535.000 Elektrofahrräder verkauft worden. Im Vorjahr waren es 480.000. Auch, wenn Pedelecs und E-Bikes allmählich zum Trend avanciert sind, zählt der Großteil der Fahrer zur gehobenen Altersgruppe. Der durchschnittliche Pedelec-Fahrer ist dabei 60 Jahre alt und männlich. Das verwundert in erster Linie kaum: Junge Menschen können sich die teuren Gefährte oft nicht leisten. Außerdem eröffnen Pedelecs vor allem Senioren neue Möglichkeiten: Durch die Unterstützung via Motor können auch gesundheitlich eingeschränkte Menschen das Rad wieder nutzen und profitieren von einer höheren Mobilität. Die Trethilfe kommt ihnen da sehr entgegen. Durch Lastenrad-Systeme können sie sogar größere Erledigungen machen und werden auch bei nachlassender Körperkraft optimal unterstützt. Doch diese Kraft wird oft von den Fahrern unterschätzt: Im Jahr 2014 starben 39 Menschen auf dem Elektrofahrrad (lt. Statistisches Bundesamt). Die Dunkelziffer liegt laut Polizei wohl höher. Experten vermuten, dass das damit zusammenhängt, dass mit der Unterstützung größere Geschwindigkeiten erreicht werden können, als ohne. Diese Geschwindigkeiten wiederum können auch von den anderen Verkehrsteilnehmern unterschätzt werden. Nähert sich ein Pedelec mit höherer Geschwindigkeit, als es ein normales Rad vermuten ließe, ist die Gefahr groß, dass Autofahrer „schnell noch rausziehen“ möchten. Bemerkt der Pedelec-Fahrer das Manöver zu spät, kracht es. Somit sind auch andere Verkehrsteilnehmer dazu angehalten, möglichst achtsam zu fahren. Weiterhin sind ältere Menschen seltener mit einem Helm unterwegs, sind aber anfälliger für Verletzungen. Das erhöht die Gefahr natürlich enorm. Wir können daher immer nur dazu ermahnen, stets einen Helm zu tragen – auch, wenn keine Helmpflicht für Pedelecs besteht.
Die Unfallgefahr auf dem Pedelec mindern
Was kann man noch tun, damit das Unfallrisiko auf dem Pedelec gesenkt wird? Wir empfehlen ein Fahrtraining für das Pedelec zu absolvieren. Verschiedene Einrichtungen bieten Kurse für Pedelec-Fahrer an, die sich neben der Pflege und Wartung eines Pedelecs auch mit sicherheitsrelevanten Themen befassen, Tipps zur Fahrpraxis geben und Testfahrten auf einem Übungs-Parcours absolvieren lassen. Ihr lernt dabei das sichere Anfahren (auch am Berg), Slalomfahren, um Hindernissen auszuweichen und Kurven fahren. Eine gute Anlaufstelle ist beispielsweise der ADFC (Baden-Württemberg), der ein umfassendes Pedelec-Fahrtraining anbietet. Doch beispielsweise auch der VSZ Bielefeld bietet ein Fahrsicherheitstraining für das Pedelec und E-Bike an. Auch die Verkehrswacht Coburg bietet ein Sicherheitstraining auf dem Elektrofahrrad an. Informiert euch einfach nach Möglichkeiten in eurer Region. Vor allem bei Verkehrsübungsplätzen könnt ihr Glück haben.
7 Tipps um Unfällen vorzubeugen
- Bei Fahrten mit Gepäck hohe Geschwindigkeiten vermeiden, da Rad und Lenker anfangen können zu „schlackern“. Den ungeübten Fahrer kann dies zu Boden bringen.
- Vorausschauend fahren und vor allem auf andere Verkehrsteilnehmer achten, wenn man abbiegen oder überholen möchte.
- Beim Kauf eines Pedelec oder E-Bikes zunächst ein paar Proberunden drehen, um sicher zu gehen, dass man das Rad auch beherrschen kann. Experten vor Ort können Tipps geben, um sich optimal mit dem ungewohnten Fahr- und Bremsverhalten vertraut zu machen.
- Ein Fahrsicherheits-Training ist immer eine gute Idee. Es gibt spezielle Fahrtrainings, die auf das Pedelec und die Gefahrenquellen zugeschnitten sind.
- Defensives Fahren senkt das Unfallrisiko und ist zudem auch rücksichtsvoller gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern.
- Wartet und pflegt euer Rad regelmäßig. Nur ein technisch einwandfreies Pedelec kann für eure Sicherheit garantieren.
- Einen Helm tragen. Immer. Egal, ob jung oder alt. Erhöhte Geschwindigkeiten führen zu größerer Verletzungsgefahr oder eben auch dem Tod.
Und nun? Sicherlich lassen sich Unfälle trotz aller beherzigter Tipps nicht ganz vermeiden. Wir weisen daher nochmal darauf hin, stets achtsam zu fahren. Egal, ob ihr auf vier, drei oder zwei Reifen unterwegs seid.