Laufräder mit Speichen aus textilen Fasern statt aus Stahl? Das geht, sagt das Team des Startups PI ROPE aus Chemnitz. Nun suchen sie Unterstützer und Testfahrer.
Start mit Forschergeist
Zunächst ging es gar nicht ums Rad. Im Jahr 2006 startete an der Technischen Universität Chemnitz ein Forschungsprojekt. Das Ziel war, textile Hochleistungsfasern und ihre Anwendung zu erforschen. „Im Alltag wird noch viel mit Stahl gearbeitet“, erklärt Ingo Berbig. Er ist Diplom-Ingenieur und einer der
Geschäftsführer von PI ROPE. „Die Nachteile sind das Gewicht und die energieintensive Produktion.“ Textile Fasern seien die bessere Alternative. „Sie sind sieben Mal leichter und lassen sich ressourcenschonender herstellen.“ Das Team der TU zeigte etwa, dass sich die Fasern gut als Aufzugseile eignen.
Startup PI ROPE
Und dann kam die Übertragung auf das Rad. Ingo Berbig ist seit den 90er-Jahren Radsportler. Seine Liebe gilt dem Rennrad. „Es geht ständig darum, Zehntelsekunden rauszuholen, auch über Gewicht.“ Seine Kollegen teilen dies Vorliebe, etwa Daniela Storch. Sie ist semi-professionelle Mountainbikerin (Scott Bike 24 MTB-Team). Schnell stand der erste Prototyp. Das war vor drei Jahren. Seitdem wurde er weiterentwickelt. Laufend gibt es Belastungstests im Labor und Feldversuche. „Wir sind auch selbst damit unterwegs“, sagt Berbig. „Das ist unsere Philosophie.“ Schließlich gründete sich das Startup PI ROPE aus.
Textile Hochleistungsspeichen
Die textilen Speichen sind aus Chemiefasern. Diese werden maschinell zu Seilen geflochten. Die textilen Speichen werden schließlich von Hand montiert. Eine Seilspeiche wiegt laut PI ROPE mit Endverbindung etwa zwei Gramm. Mit einer Carbonfelge seien Laufradkonstruktionen von unter 1.000 Gramm pro Satz möglich. Ein weiterer Vorteil ist der Fahrkomfort. Die textilen Speichen lassen sich so anordnen, dass sie Unebenheiten ausgleichen. Das reduziert die Belastung beim Fahren. Die Speichen sind für alle Hobby- und Profi-Radler gedacht. „Auch die Anwendung für E-Bikes und Pedelecs ist gut vorstellbar“, sagt Stephanie Mager, ebenfalls geschäftsführende Gesellschafterin. Entsprechende Tests seien geplant. „Wir prüfen für jeden Radtyp, wie das Belastungsprofil und dessen Kraftspitzen aussehen.“
Das Crowdfunding
Nun hat das Team eine Crowdfunding-Kampagne auf der Plattform startnext gestartet. Projektmacher stellen dort ihre Ideen vor. Die Community soll bei der Finanzierung helfen und die Idee verbreiten. Darauf hofft auch PI ROPE. Die Unterstützer geben Geld. Dafür können sie sich je nach Betrag ein „Dankeschön“ sichern, zum Beispiel einen Laufradsatz. „Das macht sie auch zu Testern“, sagt Stephanie Mager. „Wir fragen genau nach dem Nutzungsprofil.“ Denn das bestimmt die Anordnung der Speichen: fest für Schnelligkeit, flexibel für mehr Komfort. Auch ein Laufradkonfigurator soll aus dem Austausch entstehen. Die Crowdfunding-Kampagne läuft noch bis zum 15. November 2017.