„Blümchen drauf reicht nicht“ – Erfahrungen mit dem E-MTB

Seit 12 Jahren ist Jani passionierte Mountainbikerin. Seit 2 Jahren schwört sie auf ihr E-MTB und erzählt auf ihrem Blog „Mythos E-Bike“ mit ganz viel Herz von ihren Erfahrungen. Ein bisschen davon hat die Baden-Württembergerin jetzt auch mit uns geteilt: Warum der Trail auch mit E-Antrieb noch fordert, was E-MTBs für die Geselligkeit tun und was es mit Blümchen-Mustern auf Herrenrädern auf sich hat…  

Jani, wie bist du auf das E-MTB gekommen?

Ich habe es vor zwei Jahren zu Weihnachten bekommen. Vorher bin ich schon zehn Jahre ein MTB ohne Antriebsunterstützung gefahren. Nach einer schweren Schwangerschaft in der ich viel liegen musste war meine Fitness ziemlich im Keller. Drei Jahre zog ich Nino im Fahrradanhänger hinterher – aber das war mit dem MTB unglaublich mühsam, weshalb wir uns auf Talstrecken beschränken mussten. Da habe ich fast ein bisschen die Lust verloren. Als ich dann bei einem Womenscamp ein E-MTB im Sonnenuntergang auf den Trails testen konnte, war ich überzeugt, dass das eine Lösung für uns ist.

Gab es Vorurteile?

Am Anfang wurde mir schon hinterhergerufen: ‚Ein E-Bike? Du bist doch noch gar nicht so alt!‘  Unter anderem deswegen habe ich angefangen zu bloggen. Mittlerweile ist die Akzeptanz viel größer geworden, was mich sehr freut. Ich fahre ja auch viel in gemischten Gruppen und gerade da ist das positiv zu spüren, denn so ein E-MTB gleicht Leistungsunterschiede aus. Wer unter der Woche nicht so intensiv trainieren kann, fährt mit einem E-MTB trotzdem den anderen nicht hinterher. Auf diese Weise bleibt die Geselligkeit erhalten – das haben mittlerweile auch die meisten Mitfahrer ohne E-Rad verstanden.

Nimmt die Antriebsunterstützung nicht die sportliche Herausforderung?

Im Gegenteil. Ich fahre fast nur noch E-MTB und für mich ist es das perfekte Trainingsgerät. Ich fahre zwei bis drei Mal pro Woche. Den Antrieb setze ich gezielt ein, indem ich die Unterstützung je nach Belastung zuschalte. Die jeweiligen Trainingsbereiche behalte ich über meinen Pulsmesser im Auge. Auch mit Antriebsunterstützung muss ich z.B. auf dem Trail bergauf die perfekte Linie finden, die Balance halten und auf meine Atmung achten. Der Antrieb sorgt also nicht dafür, dass mein Körper nichts mehr leisten muss.

Jetzt fährst du ein E-MTB speziell für Frauen?

Ja, ich habe auch erst überlegt, ob ich das wirklich brauche. Aber ich habe das Modell einfach ausprobiert und dachte sofort: Das passt perfekt! Einige wenige Hersteller werten mittlerweile gezielt Daten aus und entwickeln auf diese Weise Modelle, die an die weibliche Ergonomie angepasst sind. Ich sitze jetzt zum Beispiel viel rückenschonender auf meinem Rad, die Geometrie passt perfekt, was bei den Belastungen am Trail wichtig ist. Passt das Bike zu den eigenen Körpermaßen, lässt sich auch die Balance sicher halten. Das ist am Trail genauso ein Vorteil wie in der Stadt, gerade da E-Bikes ja mehr Kraft besitzen und mehr Gewicht.

Die Zahl der Hersteller, die sich spezialisieren, steigt. Was hältst du davon? 

Ich finde es gut, dass Hersteller das Thema mittlerweile ernst nehmen und ihre Produkte entsprechend an uns Frauen anpassen. Bevor ich mein aktuelles E-MTB bekam, bin ich mein ganzes Leben lang Herrenräder gefahren. Als ich 2006 noch ohne E-Antrieb mit dem Sport anfing, gab es kaum etwas für Frauen – auch wenig passende Kleidung. Dann kam eine Zeit, in der die Hersteller dachten: Blümchen drauf, anderer Sattel oder Griffe – und schon ist es ein Damen-MTB oder Damenkleidung. So einfach ist das aber nicht. Mit meinen 1,64 Metern Körpergröße habe ich rückblickend auf den Herrenrädern immer zu gestreckt gesessen. Bei der Kleidung gab es einfach nicht viel Auswahl und oftmals saßen die Radhosen nicht richtig. Heute werden z.B. spezielle Sitzpolster für Frauen entworfen, die sehr viel besser passen.  Einiges hat sich geändert – man fühlt sich vor allem besser abgeholt und ernst genommen.

Aufgrund des Akkus und des Antriebs sind Fahrgefühl und -verhalten anders – hattest du Hemmschwellen auf ein E-MTB umzusatteln?

Bevor ich ein E-MTB das erste Mal im Gelände testen konnte, war ich schon gespannt – vor allem hatte ich vor dem Downhill Respekt. Das Rad ist ja doppelt so schwer wie eines ohne E-Antrieb, was ich mir schwieriger vorstellte. Ich war dann aber überrascht, wie wenig Unterschied ich gespürt habe. Klar, wegen des Gewichts fliegt das Bike im Sprung nicht so weit, aber man muss bergab nicht groß anders fahren. Was man merkt ist, dass man mehr Bremskraft braucht. Gute Bremsen sind also ein Muss – nicht nur wegen der Sicherheit, denn schlechte Bremsen gehen auch auf Arme und Rücken.

Was hältst du von Fahrtrainings für Ein- oder Umsteiger – auch für andere Modelle?

Ich habe mich damals einfach selbst ans MTB rangetastet. Das hat funktioniert, allerdings habe ich mir dadurch Vieles zuerst auch falsch beigebracht. Egal welches E-Modell man fährt, ich würde daher immer einen Fahrtechnikkurs empfehlen. Man überwindet eigene Hemmschwellen und bekommt ein besseres Gefühl für das Rad. Das ist zum Beispiel für das richtige Bremsen sinnvoll, auch für die Stadt. Es kann schließlich immer passieren, dass man eine Vollbremsung machen muss, weil ein Auto aus einer Einfahrt schießt. Und diese Vollbremsung sieht mit dem E-Rad anders aus als mit einem herkömmlichen, leichteren Rad.

Du bist häufig mit Mann und Sohn unterwegs – Sitzt dein Kind auch schon auf dem E-MTB?

Mein Mann sitzt häufig auf dem MTB und ich auf dem E-MTB. Auch wenn wir gemeinsam unterwegs sind, passt das sehr gut. Der Antrieb lässt sich ja so zuschalten, dass mein Mann und ich ein gemeinsames Tempo finden. Mein Sohn Nino hat noch kein eigenes E-Bike. Ihn ziehen wir seit er 4 Jahre alt ist entweder auf dem Nachläufer mit 150 Millimeter Federweg hinterher oder mit einem Abschleppseil auf seinem MTB. Mit uns zusammen hat er auf dem Nachläufer schon Touren von bis zu 1.700 Höhenmeter gemacht. Mit dem E-MTB ist das gut zu schaffen und für Nino ist es toll, weil es schneller und sehr viel höher hinauf geht. Ohne E-Bike wäre so eine Tour für ihn einfach zu anstrengend und zu lange.

Also kein E-Bike für deinen Sohn?

Er hat tatsächlich mal ein Leihrad ausprobiert und hat mit mir und meinem Mann zusammen 1.000 Höhenmeter gemacht. Es hat ihm auch total viel Spaß gemacht, aber Nino musste natürlich erstmal ein Gefühl für das schwerere Rad, das Bremsverhalten und die Kraft bekommen. Der Chef des Bikehotels, wo wir das E-Bike geliehen hatten, hat ihm ganz süß erklärt, dass er vorsichtig sein muss und gesagt: ‚Nino, die Stufe fünf, die nimmst du nicht – sonst fliegst du ab zum Mond.‘ Das fand Nino so beeindruckend, dass er es gleich verinnerlicht und sich auch daran gehalten hat. Grundsätzlich finde ich Kinder E-Bikes eine gute Sache, gerade wenn die ganze Familie E-Bike fährt. Aber die Eltern müssen das gut vorbereiten und begleiten. Ich glaube auch, dass E-Bikes für ältere Kinder noch besser geeignet sind, weil sie Dinge schon besser selbst einschätzen können. Eltern sollten sich also gut überlegen, ob ein E-Bike für ihr Kind wirklich Sinn macht und vor allem ab welchem Alter. Auch finde ich es schöner, wenn die Kids zusätzlich zum E-Bike ein normales Rad als Alltagsrad haben, denn ein E-Bike sollte nicht in der Schule zum Statussymbol werden.

Zeigen mit ihrem E-MTB, dass Pedelecs auch für die Familien-Tour taugen – auch, wenn nicht alle mit E-Antrieb unterwegs sind. Foto: Mythos E-Bike Aufmacherfoto: Mythos E-Bike.

Ähnliche Beiträge
Share on facebook
teilen
Share on twitter
twittern
Share on xing
teilen
Share on linkedin
mitteilen
Share on email
E-Mail

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert